Dienstag, 18. Oktober 2011

Leb wohl!


    Kaum hatte ich dich richtig kennengelernt musstest du auch schon wieder gehen. Warum? Warum nur musstest du mir das antun? Was, was ist dieses Mal wieder schiefgelaufen? Wir hatten es bereits so oft miteinander probiert, aber es dauerte nie lang, dann warst du schon wieder weg. Einfach so. Begründungen? Ha, Ausreden hattest du viele. Aber was kann dem Argument der Liebe schon entgegengehalten werden? Nichts, richtig. 
    Seit du weg bist bin ich leer. Du hast mein Leben inhaltslos gemacht – nicht wirklich inhaltslos, aber es ist bedeutend bedeutungsloser ohne dich.
 
    „Hey, komm her.“, sagtest du als ich dir mal wieder einen schüchternen Blick zuwarf und du nahmst mich liebevoll in den Arm. Ich konnte überhaupt nicht begreifen was da mit mir geschah. Überwältigt von deiner Nähe fühlte ich mich wie im Rausch. Die Zeit spielte keine Rolle mehr. Alles was zählte war das Hier und Jetzt und das wir eine schöne Zeit haben würden. 
    Du bist und warst die einzige, mit der ich Freude haben kann. Du lässt alles zu, lässt alles mit dir machen, mit dir passieren die verrücktesten Dinge. Fast alle meine schönen, intensiven und besonderen Erlebnisse waren mit dir. Sporadisch könnte man unsere Beziehung nennen, doch die Momente in denen wir zusammen waren leuchten als feurige Erlebnisinseln in meiner Erinnerung. 
    „Morgen werde ich weg sein.“ 
    „Wie weg?“, fragte ich mit einem unguten Gefühl der Vorahnung im Bauch. 
    „Weg. Weg von dir.“ 
    „W- warum?“, stammelte ich. 
    „Weil ich muss.“, sagtest du, auf den Boden starrend. 
    Was war das denn bitte für eine Rechtfertigung? Du hattest mir gerade das Herz zerbrochen, mich gewaltsam aus meinem wunderbaren Gefühlsrausch gerissen, und du wagtest es mit diesem Argument zu kommen. Eigentlich hieß das ja, dass du mir wehtun musstest. Dass du dich gezwungen fühltest mich zu verletzen. Und eigentlich war das dann auch keine Beziehung fürs Leben, oder? Aber das ist sie ja auch nicht. Immer wieder „musst“ du mich verlassen. Mal währte unser Glück länger, mal kürzer. 
    Nichts drang mehr zu mir durch. Der Schock fror mich für einige Minuten ein. Ich wusste nichts zu sagen, fühlte nichts, stand fassungslos erstarrt da. Du packtest deine Sachen und zogst dich an. Langsam taute ich wieder auf. Tatsächlich war es, als ob ich tiefgefroren gewesen wäre: Wasser tropfte mir aus den Augen, lief mein Gesicht herunter und tropfte vernehmlich auf den Boden. Wirklich aufgetaut war ich jedoch immer noch nicht. Eine eisige Kälte ergriff von mir Besitz – du nahmst alle Wärme mit dir – und ich begann zu zittern. Vor Schluchzen konnte ich noch immer nichts sagen. Als du schließlich den Türgriff in die Hand nahmst schluckte ich, versuchte die Tränen wegzublinzeln und schluchzte: 
    „Leb wohl. Ich werde dich vermissen, Ferien.“

[Anm.: Zum Anlass des Endes der Hamburger Herbstferien]

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