Mittwoch, 19. September 2012

Das Armband

I.

    Die Fanfare erklang, der Markt war eröffnet.
    Alles was mindestens ein Bein oder Flügel hatte (Schlangen waren keine anwesend) ging, wankte, hüpfte, flatterte und hastete durch die Torbögen auf den Marktplatz. Die morgendliche Sonne ließ die bunten Zelte in allen Farben des Regenbogens erstrahlen und die meisten Händler hatten ihre Planen abgebaut um etwas vom ersten warmen Tag des Jahres abzukriegen. Magdalena, Marianna und Oswald versuchten ebenfalls etwas von der Sonne abzukriegen, standen aber im Schatten des riesigen Ogers, der vor ihnen herwankte.
„Immerhin stinkt er nicht“, merkte Marianna hinter vorgehaltener Hand kichernd an.
    Während Marianna und Oswald hier in Veylle wohnten, war Magdalena nur zu Besuch da und Marianna wollte heute noch ihren Gegenbesuch bei Magdalena antreten.

Sonntag, 8. Januar 2012

Unmenschlicher Humanismus?

Vorweg: Es geht um die Philosophie der Giordano-Bruno-Stiftung (kurz gbs), einem Zusammenschluss von Atheisten und Humanisten. Im Folgenden beziehe ich mich u.a. auf die Texte „Evolutionärer Humanismus“ und „10 Fragen und Antworten“ von der Website der Giordano-Bruno-Stiftung (die entscheidenden Stellen sind unten jeweils zitiert). 

    Die Giordano-Bruno-Stiftung hat sich die Vertretung säkularer Interessen und die Stärkung der „Leitkultur Humanismus und Aufklärung“ auf die Fahnen geschrieben. Sie bestreitet zwar religionsfeindlich zu sein, hat aber das Ziel, wissenschaftliche Ergebnisse an die Stelle von Religion in der Gesellschaft zu stellen.
    Das Motto der gbs: "Glaubst du noch oder denkst du schon?"

Montag, 12. Dezember 2011

Der kopflose Weihnachtsmann


    Der Weihnachtsschmaus war aufgedeckt. Julia und ihr sechsjähriger Sohn, Kai, saßen schon am Tisch, doch ein Stuhl war noch leer. Ungeduldig blickte Julia immer wieder zu der großen Uhr über der Tür. Sollten sie schon anfangen oder noch warten? Es war immerhin Heiligabend. Wo blieb Markus bloß? Sonst waren sie es ja gewohnt umsonst auf ihn zu warten, aber heute?
    „Wann kommt Papa?“, fragte Kai wie aufs Stichwort.

Donnerstag, 24. November 2011

Maskenspieler


Meine Masken sind zerbrochen, ich lächele nicht mehr.

Sie waren fest mit meinem Gesicht verwachsen, ich spürte sie nicht
Sie zu bedienen ist unser aller Pflicht.
Ich beneide alle, die keine tragen,
Wollt' schon immer mal fragen: Verzeihung, ist das Ihr Gesicht?

Samstag, 5. November 2011

Dream yourself far away!


    Die junge Frau hat in der brechend vollen S-Bahn grad noch einen Sitzplatz am Fenster ergattern können. Die Menschen drängen sich, schon längst hat jeder den Haltearm eines Nachbarn am Kinn und bei jeder Bremsung hindern sich die Menschen von ganz allein gegenseitig daran umzufallen. Eigentlich hat die junge Frau ein bisschen Angst vor Menschenmassen und fühlt sich unwohl, wenn ihr andere näher als fünfzig Zentimeter kommen. Ihr Sitznachbar drückt sie in Richtung Fenster, ihr Gegenüber scheint mit seiner großen Tasche auf seinem Schoß schon fast auf ihrem zu sitzen. Eigentlich bräuchte sie nach einem stressigen Tag dringend ein bisschen Entspannung

Freitag, 4. November 2011

Goethe, mein Geliebter


Wie jeden Tag ging ich, nach dem gemeinsamen Mittagessen mit meinem Herrn Vater, auf mein Zimmer. Aber trotzdem war Heute nicht wie immer. Heute war ein ganz besonderer Tag: Mein geliebter Goethe wollte mich besuchen kommen, schon in wenigen Stunden! Mein Vater, der Pfarrer von Sesenheim, hatte noch Besuch aus dem Dorf und hätte mich eigentlich auch gerne unten gesehen – denn wenn die Familie Brion für etwas bekannt war, dann für ihre Gastfreundschaft. Aber ich konnte schon jetzt an nichts anderes mehr denken als an Goethes Besuch.

Donnerstag, 3. November 2011

Der Mensch als Gott


    Was haben Dan Browns neuester Bestseller und Diskussionen zu Spiegel-Online-Artikeln gemeinsam? In beiden geht es viel um die vermeintliche Diskrepanz zwischen Wissenschaft und Religion. In beiden etwa ab Seite 40. In „The Lost Symbol“ geht es unter anderem um eine Wissenschaftlerin der Noetik, die erforscht inwiefern der menschliche Geist Materie beeinflussen kann – und dabei bahnbrechende Entdeckungen macht – in den Diskussionsforen des Spiegels argumentieren Religiöse mit Wissenschaftlern um die Wette wer Recht hat mit seiner Weltanschauung.

Dienstag, 18. Oktober 2011

Leb wohl!


    Kaum hatte ich dich richtig kennengelernt musstest du auch schon wieder gehen. Warum? Warum nur musstest du mir das antun? Was, was ist dieses Mal wieder schiefgelaufen? Wir hatten es bereits so oft miteinander probiert, aber es dauerte nie lang, dann warst du schon wieder weg. Einfach so. Begründungen? Ha, Ausreden hattest du viele. Aber was kann dem Argument der Liebe schon entgegengehalten werden? Nichts, richtig. 
    Seit du weg bist bin ich leer. Du hast mein Leben inhaltslos gemacht – nicht wirklich inhaltslos, aber es ist bedeutend bedeutungsloser ohne dich.